Alte Schule und „Dörpschänk“

An der Worth 9 und 7

 Schulbesuch ist für uns heute selbstverständlich, möglichst bis zum Abitur, durchgängig ohne Schulgeld, in guten Schulgebäuden und mit gut ausgebildeten Lehrkräften. Das war vor 350 Jahren natürlich in den rein landwirtschaftlich geprägten Dörfern undenkbar. Erst durch die Einführung der allgemeinen Schulpflicht in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts  kam die Wende und erste Dorfschulen wurden errichtet, so auch in Deutsch Evern. Der noch erhaltene Türbalken der ersten Schule in Deutsch Evern trägt die Jahreszahl 1686.

Die Schule, ein strohgedecktes, 11 x 6 m großes Fachwerkhaus, stand auf dem heutigen Grundstück „An der Worth 9“. Leider gibt es von dem Gebäude nur ein altes Bild, aber keine weitere Beschreibung, z.B. ob es eine extra Schulstube gab. Vermutlich fand der Unterricht in der Wohnstube des Lehrers statt.

Die Lehrer hatten keine besondere Ausbildung, lebten vom Schulgeld, das von den Eltern in Geld oder Naturalien gezahlt wurde sowie von den Einkünften aus der Landwirtschaft. Die Schulgemeinde, als Träger der Schule, hatte einen Besitz von ca. 14 ha überwiegend Heideflächen. Dazu gehörte u.a. das heutige Friedhofsgrundstück an der Melbecker Straße.

Die Eltern waren angehalten, ihre Kinder wenigstens im Winter in die Schule zu schicken, im Sommer mussten sie auf den Höfen ihrer Eltern mitarbeiten.

Von den Lehrern in der alten Schule sind nur Vater und Sohn Rademacher bekannt. 1829 folgt Rademacher jun. seinem Vater und war bis 1873 als Lehrer tätig.

Durch den Bau der Bahn im Jahre 1847 kamen mehr Einwohner ins Dorf. Da eine Erweiterung des 160 Jahre alten Schulgebäudes nicht möglich war, errichtete man 1859/1860 die neue Schule an der Dorfstraße.

Das alte Schulgebäude verfiel und wurde 1892 verkauft. Der Käufer Rorig baute nebenan das Gast- und Pensionshaus „Dörpschänk“, heute das Wohnhaus „An der Worth 7“.

Viele Jahre feierten die Deutsch Everner viele Feste in dem Haus, bis es zu einem Wohnhaus umgebaut wurde, in dem Zusammenhang wurde auch der sich im 2. Obergeschoß befindliche Saal abgetragen.

Ende der 1950er Jahre wurde das alte Schulgebäude abgebrochen