Friedhof Deutsch Evern

Ein Friedhof in einem Dorf ohne eigene Kirche und Kirchengemeinde war über Jahrhunderte
undenkbar, so auch in Deutsch Evern. Die Verstorbenen aus Deutsch Evern wurden auf
verschiedenen Lüneburger Friedhöfen beigesetzt. Für die Angehörigen zur Beisetzung und zur
Grabpflege ein weiter, beschwerlicher Weg. Überwiegend hat man dazu den sogenannten Deutsch
Everner Kirch- und Todten Weg durch den Tiergarten genutzt. Immer wieder kommt es zu
Meinungsverschiedenheiten über die Wegerechte mit dem Hospital zum Großen Heiligen Geist als
Eigentümer des Tiergartens.

Anlage des Friedhofes

Zu Beginn des 20. Jh. wächst die Einwohnerzahl in Deutsch Evern und der Wunsch nach einem
eigenen Friedhof im Dorf kommt auf. Nach Gesprächen mit Kirchenvertretern aus Lüneburg
beschließt am 23.02.1908 die Gemeindeversammlung in Deutsch Evern die Einrichtung eines
Friedhofes in Deutsch Evern. Die Verwaltung und Unterhaltung wird der politischen Gemeinde
unterstellt.
Der Friedhof soll auf dem Grundstück der Schulgemeinde an der neu ausgebauten Melbecker
Straße angelegt werde . Die eigenständige Schulgemeinde hat das Grundstück unentgeltlich an
die Gemeinde übertragen.
Während Lehrer Dammann hauptsächlich die schriftlichen Verhandlungen mit den kirchlichen und
weltlichen Behörden zwecks Genehmigung zur Einrichtung eines Friedhofes führt, übernimmt
Gärtnereibesitzer und Gemeindevorsteher Soltwedel die Planung, die Anlage des Wege, die
Bepflanzung des Grundstückes u. dergl., wobei auch die Schulkinder mithelfen.
Die erste Friedhofsordnung wird am 14. November 1908 vom Regierungspräsidenten in Lüneburg
genehmigt. Familien konnten sich für einen Zeitraum von 50 Jahre sogenannte Erbbegräbnisse für
2-10 Grabstellen kaufen. Diese wurden an der östlichen Seite des Friedhofes angelegt.
Die feierliche Einweihung findet gelegentlich der Beerdigung von Frau Menke am 19.09.1909
durch Pastor Brese statt.
Trotzdem bleibt durch die alten Grabstellen weiterhin die Verbindung zu den Friedhöfen in
Lüneburg bestehen. Noch 1933 kommt es in dem Zusammenhang zu einem tragischen Unfall. Auf
dem Rückweg von einem Friedhofsbesuch in Lüneburg ertrinkt eine alte Bäuerin in einem Graben
in den Ilmenauwiesen.

Das Ehrenmal

Nach dem 1. Weltkrieg kommt schnell der Ruf nach einem Ehrenmal für die Gefallen auf. Längere
Diskussionen in der Gemeinde über den passenden Standort im Ort folgen.
Am 7. 01. 1921 beschließt eine eigens einberufene Gemeindeversammlung das Ehrenmal auf
dem Friedhof zu errichtet. Den Plan und die Überwachung der Ausführung übernimmt
Gärtnermeister Soltwedel, die Einweihung erfolgt am 22.November.1925, Totensonntag.
Später erfolgt die Erweiterung mit den Gedenksteinen für die Gefallenen des 2. Weltkrieges. Dabei
wird auch den Angehörigen der nach dem Krieg ins Dorf gezogenen Flüchtlingsfamilien gedacht.
Auf den Gedenksteinen sind die Namen von 12 Gefallenen des 1. Weltkrieges und 52 Gefallenen
und Vermissten des 2. Weltkrieges verzeichnet. Die Feuerwehr und der Schützenverein haben für
ihre gefallen Kameraden jeweils einen eigenen Gedenkstein seitlich zum Ehrenmal aufgestellt.
Jedes Jahr am Volkstrauertag legen die Gemeinde, Vereine und Verbände im Rahmen einer
Gedenkstunde Kränze am Ehrenmal nieder.

Die Friedhofskapelle

Am 17.06.1947 beschließt der Gemeinderat den Bau der Friedhofskapelle, das Richtfest findet im
Sommer 1948 statt. Am 09.01.1949 weihte Pastor Puschmann von St. Johannis Lüneburg die
neue Kapelle ein.
In den 1970er Jahren wird eine Erweiterung der Friedhofskapelle notwendig. Am 29. 04.1973 wird
der von dem Architekt Günther Rieckmann geplante Erweiterungsbau durch Pastor Scheffler von
St. Johannis eingeweiht. Eine erste Erneuerung des Reetdaches erfolgt im Sommer 1997
Mit der Bildung der Samtgemeinde Ilmenau am 01.04.1974 geht die Zuständigkeit für den Friedhof
auf die Samtgemeinde Ilmenau über.

Neugestaltung des Friedhofes

Der Friedhof ist ein Ort der Ruhe und Besinnung, ist trotzdem in seiner Gestaltung aber immer
wieder im Wandel und muß sich den jeweiligen Bestattungskulturen anpassen.
Große Familiengrabstätten, Findlinge als Grabsteine und viele Bäume prägten über viele
Jahrzehnte das Bild des Friedhofes, bis der Wunsch nach Veränderungen kommt.
Im Jahre 2003 wird der Friedhof um eine weitläufige, offene Rasengräberfläche erweitert.
2015 wird der ursprüngliche Friedhofsbereich zeitgemäß umgestaltet. Viele Bäume, auch am
Ehrenmal, werden gefällt und durch niedrige Neuanpflanzungen ersetzt, eine Fläche für
Baumbestattungen angelegt. Die Friedhofskapelle bekommt ein neues Reetdach und auch das
Innere der Kapelle wird neu gestalten.