Hügelgräberfeld auf dem Rakamp

Der Rakamp, heute ein mit Einfamilienhäusern bebauter, am Rande des Ilmenautales befindlicher Ortsteil von Deutsch Evern, war ursprünglich eine weitläufige Heidelandschaft, ein besonderer Ort mit mehr als 50 Grabhügeln aus der Stein- und Bronzezeit.

Die genaue Lage der dazugehörigen Siedlungen kennen wir noch nicht; Siedlungsspuren aus diesem Zeitraum sind in Deutsch Evern bisher nicht nachgewiesen worden. Bis jetzt ist das Hügelgräberfeld auf dem Rakamp der einzige Zeuge menschlicher Anwesenheit seit etwa 2800 v. Chr.

Die Hügel hatten durchschnittlich einen Durchmesser von ca. 15 m und eine Höhe von ca. 1 m. Da das Gebiet bis in die Gegenwart landwirtschaftlich kaum genutzt wurde, war die überwiegende Zahl der Grabhügel relativ gut erhalten.

Von 1908 bis 1970 wurden 32 Grabhügel von den Archäologen M.M. Lienau, G. Körner, H. Köster, F. Laux und J. Hemmerle in mehreren Grabungsabschnitten ausgegraben und die zahlreichen Funde und Befunde wissenschaftlich dokumentiert. An den Grabungsarbeiten haben einige EinwohnerInnen aus Deutsch Evern als Hilfskräfte teilgenommen.

Herr U. Braden hat als Ortschronist von Deutsch Evern einen Lageplan der Grabhügel angefertigt.

Die Mehrzahl der Funde befindet sich heute im Museum Lüneburg, leider sind einige durch die Bombardierung des Museums im Zweiten Weltkrieg zerstört worden. Der wohl wichtigste Fund, die bronzene Schmucktracht der sogenannten „Dame aus Deutsch Evern“, ist in der Dauerausstellung des Museums zu bewundern.

Das Spektrum der Funde reicht vom Ende der Steinzeit bis in den Beginn der Eisenzeit, den Hauptteil machen die bronzezeitlichen Funde aus. Besagte Funde sind regional so bedeutend, dass man sie innerhalb der archäologischen Forschung auch als Stufe von Deutsch Evern bezeichnet (ca. 1400 / 1200 v. Chr.).

Innerhalb der Grabhügel erfolgten die Bestattungen überwiegend in Baumsärgen, die von Steinumrandungen umgeben waren, sowie in Urnen, die ebenfalls häufig von Steinpackungen geschützt waren. In zahlreichen Hügeln wurden Mehrfach- oder Nachbestattungen vorgefunden. Diese erfolgten zum Teil über einen sehr langen Zeitraum. In vielen Hügeln wurden in den Urnennachbestattungen Grabbeigaben wie Tassen, Deckschalen und Schmuckstücke vorgefunden.

Die Form und Verzierungen der Urnen, der Beigefäße und des Schmucks weisen darauf hin, dass es bereits Kontakte u.a. nach Mecklenburg, Mitteldeutschland und Hessen gab. In zwei Hügeln wurden Perlen gefunden, die dem süddeutschen Pfahlbautenkreis zuzuordnen sind.

Die „Dame aus Deutsch Evern“ mit ihrem besonderen Bronzeschmuck, u.a. bestehend aus einer Haarknoten-Fibel, zwei Halsringen, einer großen Spiralplattenfibel und vier Beinringen, wurde in Grabhügel 17 vorgefunden. Der Grabhügel enthielt sieben Steinsetzungen für die Aufnahme von Baumsärgen und eine spätere Urnenbestattung.

Die Funde und Befunde aus dem Hügelgräberfeld sind in zahlreichen wissenschaftlichen Publikationen beschrieben worden; nachfolgend eine kleine Literaturliste:

Gehrke, D.: Noch weiter in die Vergangenheit: Die Vorzeit  in: Stehr, J.: 1148 – 1998, Aus 850 Jahren Deutsch Everner Geschichte, Deutsch Evern 1998, S. 11 – 24

Körner, G.: Ein bronzezeitlicher Mehrperiodenhügel bei Deutsch Evern im Landkreis Lüneburg, in: Nachrichten aus Niedersachsens Urgeschichte 28, Hildesheim 1959, S. 3 – 19

Laux, F.: Das Hügelgräberfeld von Deutsch Evern, in: Lüneburger Blätter 23, Lüneburg 1977, S. 77 – 100